Montag, 20. August 2012

Katastrophenalarm und ganz viel Chaos

Ja, was soll ich sagen: Die Abreise naht, in 8 Tagen ist es soweit und ich fliege nach Südafrika.
Wer denkt, Vorbereitungen wären einfach und ich hätte seit meinem Umzug und seit meiner Abgabe der großen Studienarbeit vor 3 Wochen nichts mehr zu tun und würde faul an irgendwelchen Badeseen herumliegen, der irrt.
So langsam aber sicher greift der Wahnsinn um sich und eigentlich ist alles ein riesen großes Chaos. In 8 Tagen geht mein Flug und bisher habe ich nicht mal ein Visum und mein Reisepass liegt auch noch in Berlin beim südafrikanischen Konsulat. Ein paar Katastrophen gehören zur Vorbereitung sicherlich dazu, aber ich habe langsam aber sicher die Nase voll - weltweite Bürokratie lässt grüßen. Das Regenwaldsterben habe ich bei der Menge an schriftlichen Unterlagen, die ich in den letzten Wochen durch die Gegend geschickt habe, ein Stück weit mit zu verantworten. Das tut mir an dieser Stelle sehr leid.
Ob ich nun ein Katastrophenkind bin, ich schlichtweg einfach nur Pech habe/hatte, so etwas wie Schicksal eine Rolle spielt oder alles Sabortage ist, weiß ich nicht. Macht euch einfach selbst ein Bild.

Ein Amt, dessen Möglichkeit einer Finanzierung ich in Anspruch nehmen muss, um (über)leben zu können und denen ich die Unterlagen NICHT zum Spaß schicke.
Die Beamten in Frankfurt (Oder), mit denen ich zusammenarbeiten muss, sind noch schlimmer als befürchtet. Nach meinem Eindruck unterbieten die Betroffenen sogar die Intelligenz von Brot - denn das kann wenigstens schimmeln. Mehrere Wochen lang nicht ans Telefon zu gehen - aus Prinzip - scheint normal zu sein. Auch wenn ich den Weg nicht gerne gehe, aber ein Anruf bei der Führungskraft verschafft Abhilfe - wenn auch deren Auskunft mit Vorsicht zu genießen ist. Es folgen Anforderungen von nicht existenten Unterlagen, verschlampte - oh sorry, natürlich laut Bearbeiterin nicht eingereichte - Formulare, dem Wunsch nach einem Stempel aus Südafrika, der ebenfalls nicht existiert, etc. Status: in Bearbeitung (vielleicht...).

Das Visum. Eigentlich notwendig, aber bei Betrachtung des Aufwands für einen simplen Praktikanten wie mich, der/die sogar schon ein Rückflugticket besitzt und keiner südafrikanischen Arbeitskraft eine Stelle wegnimmt - unterliegt die Versuchung einer nicht ganz legalen Einreise - wenn ich nur einen Reisepass hätte.
Auskünfte am Telefon? Verlasse dich nicht drauf. Verlasse dich eigentlich auf keine Aussage einer Behörde. Und höre genau hin, auch wenn es nur ein unbedeutender Nebensatz zu sein scheint. Mein erster Antrag für eine Arbeitserlaubnis im Rahmen eines Austauschprogrammes wurde nicht angenommen, wegen fehlender Unterlagen und eigentlich nicht gegebenen Umständen um das Visum überhaupt beantragen zu dürfen  - selbstverständlich entgegen der Aussagen damals am Telefon und von den Unterlagen war auch nie die Rede... Die Zeit ist allgemein mein größter Gegner. Zum Glück gibt es aber doch noch den ein oder anderen netten Menschen auf dieser Welt (z.B. meine Chefin) und den Weg der E-Mail, auch wenn diese im Notfall sowieso nicht ankommen, der Weg zwischen Südafrika und Deutschland ist schließlich auch für E-Mails ein weiter Weg. ;-)
Letztlich war ich für den Antrag also persönlich in Berlin im Konsulat. Mal eben nachts um 4 Uhr ging es los auf den 6 Stunden langden Weg nach Berlin. Mit an Boardhatte ich drei verschiedenen Ausfertigungen meines Arbeitsvertrags, zwei verschiedenen Visa-Anträgen und einem Ordner voller Unterlagen und Kopien, um alles dabei zu haben, was die Angestellten evtl. verlangen könnten. Dort angekommen hieß es geduldig in der Botschaft auszuharren und zu diskutieren. Immerhin habe ich nach zwei Stunden vor Ort und ein paar verzweifelten und aus völliger Übermüdung resultierenden Tränen erreicht, dass mein Antrag als vollständig betrachtet wird und bearbeitet wird. Nur auf die Dauer konnte man sich nicht festlegen. Jetzt liegt also acht Tage vor Abflug mein Reisepass in Berlin und ich habe keine Ahnung, ob ich diesen pünktlich vor Abflug erhalte und planmäßig nach Kapstadt fliegen kann. Ohne Reisepass bin ich machtlos und kann in kein Flugzeug steigen. Im schlimmsten Fall bekomme ich einen Anruf, dass das Visum nicht rechtzeitig fertig ist und ich einen neuen Hinflug buchen muss. Es bleibt spannend.

Krankenkasse, Versicherungen und andere. 
Briefe, Anschreiben und Dokumente, die per Fax verschickt werden, werden nicht als Original anerkannt. Das weiß wohl jeder, außer Gerichte und ich. Alles wäre ja auch zu einfach und ginge zu schnell um Unterlagen von A nach B zu transferieren.
Dann wären da noch diverse Versicherungen, in deren Preis- und Tarif-Dschungel man nicht so einfach durchsteigt, die aber für einen so langen Aufenthalt im Ausland nicht unsinnig sind. Wer weiß was passiert - Vllt. werde ich ja vom Löwen angefallen ;-). Private Haftpflicht-, Auslandskranken-, Unfall-, Fotoversicherung & Co. -  im nächsten Leben werde ich Versicherungsmakler!
Nicht vergessen darf man außerdem diverse bestehende Verträge, die bei der Verlagerung des Lebens auf die andere Hälfte der Erdhalbkugel in Deutschland nicht benötigt werden, Vollmachten für den Notfall, den internationalen Führerschein, Impfungen, usw.

Über das finanzielle Desaster verliere ich jetzt mal weniger Worte, auf jeden Fall habe ich die Gesamtsituation deutlich unterschätzt.

Aber der Optimist in mir stirbt bekanntlich zuletzt, auf weitere Katastrophen bin ich gefasst! ;-) Einfach kann ja jeder. Und ich bin mir sicher, dass Südafrika für den ganzen Aufwand entschädigt - sofern ich denn auch irgendwann mal dort ankommen werde. :-)

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