Dienstag, 4. September 2012

Slow slow slow und andere Kuriositäten

Jetzt bin ich schon eine Woche in Kapstadt und der erste Kulturschock und seltsame Begegnungen sind überwunden.
Alles funktioniert grundsätzlich slow slow slow. An der Supermarktkasse steht man auch 10min, aber weniger in der Schlange, sondern die Kassiererin und andere Angestellte wollen schlichtweg stressbedingte Ausfallerscheinungen vermeiden.
Es gibt unzählige Minijobs auch wenn die Arbeit noch so stupide und langweilig erscheint - die Leute sind happy, immer freundlich, nett und unglaublich bemüht, auch wenn sie z.B. Nutella nicht kennen, aber sie stellen den Laden auf den Kopf um den Kunden glücklich zu machen (in diesem Fall mich ;-) ). Im Supermarkt gibt es mind. doppelt so viele Regalauffüller wie in Deutschland, alles steht in Reih und Glied. Eine Person wiegt nur das Obst und Gemüse, eine weitere Person pro Kasse verpackt Einkäufe in Tüten, eine Person räumt leere Einkaufswagen und -körbe auf, unzählige Reinigungskräfte kehren und wischen quasi permanent hinter einem her und auf der Straße gibt es keine Parkuhren, sondern sog. Parking Marshalls, die einen einweisen und ggf. die Parkzeiten überwachen. Die Leute sind glücklich mit ihren Jobs, da sie oft aus Townships kommen und mit dem noch so geringen Verdienst ihrer Familie helfen können. Trotzdem gibt es sehr viel Armut auf der Straße: Obdachlose, Drogenabhängige, Bettler. Es kann schon mal vorkommen, dass ein Mensch einfach so auf dem Gehweg liegt, auf dem Bauch, Stirn auf die Unterarme gestützt und ob diese Menschen schlafen oder nicht, kann man nur erahnen. Seit Samstag als ich zusammen mit Claire, meiner Chefin, auf dem Old Biscuit Market (viel Essen, Second Hand, Möbel, Kleider und Vintage) war, hat sich auch ein weiteres Bild in meinem Kopf festgebrannt: Ein kleiner dunkelhäutiger Junge, um die 3 oder 4 Jahre alt, sitzt auf dem Schoß seiner Mutter in der Nähe des Ausgangs des Markts. Eine Passantin hatte eine riesige Belgische Waffel mit einem Berg Sahne und Schokolade vom Markt dabei und schenkte diese dem kleinen Jungen. Ich bin mir nicht sicher, ob er Schokolade und Süßes überhaupt kennt, aber das Leuchten in seinen Augen hättet ihr sehen müssen, das spricht für sich!
Unter der Woche bis 18Uhr in normalen Gegenden unterwegs zu sein ist nicht schlimm, aber mit Einbruch der Dunkelheit und am Wochenende, wenn die Straßen sowieso wie leer gefegt sind, fühlt man sich schon sehr mulmig, selbst wenn man an einer Hauptstraße läuft. Wenn dann noch ein Obdachloser einen junges Mädchen angreift, das als Parking Marshall arbeitet, weil dieses ggf 20ct mehr in der Tasche hat, Alkoholleichen oder Drogenabhängige (o.ä.) am Weggand liegen, leide ich persönlich schon an Verfolgungswahn und leg einen Zahn zu ;-).
Abgesehen von Benzin (ca. 1,05€/l), Taxifahrten und Essengehen zahlt man hier übrigens mind. die gleichen Preise wie in Deutschland, im Supermarkt ist fast alles teurer. Wie sich Menschen mit einem durchschnittlichen Verdienst über Wasser halten, muss ich noch herausfinden.
Kuriositäten sind ansonsten rote Ampeln (für Fußgänger sowieso nur Deko, wer bei Rot stehen bleibt und auf Grün wartet, outet sich gleich als Touri :-) ), Käse, der Verkehr und Minitaxis. Minitaxen sind die einzigen, für die "slow" definitiv nicht gilt. Genau genommen sind das überfüllte Kleinbusse, die man an der Straße heranwinkt, es gibt angeblich feste Routen, die aber nirgends dokumentiert sind ohne feste Abfahrtszeiten, gefahren wird nämlich nach Kapazität. Es bleibt nur ausprobieren übrig und mit 50ct ist man dabei! Ich werde berichten, Versuch Nr 1 ging schon mal in sofern schief, dass 25min einfach keins kam, das in meine Richtung gefahren ist. Es bleibt also spannend! Und wenn slow slow slow vorbei ist, hab ich vllt. auch irgendwann mal wieder richtiges Internet im Guesthouse.

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